Online Casino Schwarzmarkt ausgetrocknet oder geschaffen? Prognose für 2024
Seit dem Jahr 2021 ist das Schattendasein der Online Casinos in Deutschland offiziell beendet. Mit dem Glücksspielstaatsvertrag wurde das Online Glücksspiel legalisiert, sodass sich Casinobetreiber um eine deutsche Lizenz bewerben können. Allerdings geht die Regulierung mit diversen Restriktionen und Pflichten für Spieler und Betreiber einher. Einzahlungs- und Setzlimits, Spielpausen sowie eine zentrale Sperrdatei sind nur einige von ihnen.
Unweigerlich stellt sich die Frage, welche Auswirkungen die Regulierung auf das Verhalten der Glücksspieler hat. Haben die Einschränkungen einen florierenden Schwarzmarkt zur Folge und wurde das Ziel der Kanalisierung in Richtung legaler Angebote von der Regierung verfehlt? Wir werfen einen Blick auf die aktuelle Lage und geben eine Einschätzung über die weitere Entwicklung.
Wachstum und Popularität legaler Online Casinos
Bevor es zum Ausblick auf die Zukunft geht, werfen wir einen Blick zurück, um zunächst die Zeit vor der Regulierung zu beleuchten. Schaut man auf das Jahr 2020, das letzte Jahr vor Inkrafttreten der Glücksspielstaatsvertrags, zeigt sich, dass die Bruttospielerlöse für Automatenspiele in nicht-regulierten EU-Casinos bei rund 2,4 Milliarden Euro lagen.
Im Jahr der Einführung des Staatsvertrags stieg der Anteil der Slots mit deutscher Lizenz auf 302 Millionen, während die Umsätze an Spielautomaten in EU-Casinos sanken. Dieser Trend setzte und setzt sich weiter fort. Für das Jahr 2024 werden im regulierten und unregulierten Markt Bruttospielerlöse von rund 3,06 Milliarden Euro vorausgesagt. Der Großteil der Umsätze erzielen demnach die Online Casinos mit deutscher Lizenz.
Deutsche Lizenz | EU-Lizenz | Gesamt | |
---|---|---|---|
2020 | 0 | 2,421 | 2,421 |
2021 | 320 | 2,326 | 2,646 |
2022 | 1,212 | 1,590 | 2,802 |
2023 | 1,826 | 1,105 | 2,931 |
2024 | 1,905 | 1,153 | 3,058 |
Anders ausgedrückt bedeutet die Entwicklung, dass inzwischen knapp zwei Drittel der Gesamtumsätze an die legalen Anbieter gehen und es dies auch im Jahr 2024 ähnlich sein dürfte. Auf der anderen Seite spielen noch immer rund 38 Prozent der Casino-Besucher bei Anbietern, die keine Lizenz aus Deutschland haben.
Obwohl der Anteil der Spieler im Schwarzmarkt im Laufe der Zeit kontinuierlich sinkt (100 Prozent im Jahr 2020, 88 Prozent in 2021 und 57 Prozent im Jahr 2022), sind noch immer zahlreiche Glücksspielfans auf dem Schwarzmarkt aktiv und werden es voraussichtlich auch weiterhin sein.
Grundsätzlich lässt sich aus diesen Zahlen ableiten, dass der durch die Regulierung geschaffene legale Markt wächst, aber von einem großen Sprung nicht die Rede sein kann. Zwar konnten die legalen Betreiber den EU Casinos Marktanteile abnehmen, von einem ausgetrockneten Schwarzmarkt ist Deutschland aber noch weit entfernt.
Europaweiter Vergleich: Je restriktiver die Regulierung, desto größer der Schwarzmarkt?
Wie sieht es eigentlich aus, wenn man den deutschen Glücksspielmarkt mit anderen Ländern Europas vergleicht? Liegt die Bundesrepublik mit ihren 38 Prozent Schwarzmarktanteil eher auf den vorderen Rängen oder ist Deutschland eher auf den hinteren Plätzen zu sehen?
Zunächst ist es nicht einfach, die Größe der Schwarzmärkte zu bestimmen. Eine Möglichkeit wären direkte Umfragen zum Spielverhalten. Aber auch die Analyse der Suchbegriffe bei Google helfen dabei, die Lage einzuschätzen.
Schaut man sich die Artikel rund um die Glücksspielmärkte an, zeigt sich durchaus, dass sich die Anzahl der Spieler, die Schwarzmarkt-Angebote nutzen, im Verhältnis zu der Strenge der Restriktionen steht. Hier einige Beispiele:
- Schweden: Im Jahr 2019 trat eine neue Regulierung in Kraft und brachte im Laufe der Zeit strenge Regeln und viele Restriktionen mit sich. Aktuell liegt der Anteil der Spieler die in Online Casinos ohne schwedische Lizenz spielen, schätzungsweise bei 70 Prozent.
- Norwegen: In diesem nordischen Land sieht die Lage ähnlich wie in Schweden aus. Die Einschränkungen sind weitreichend und die Schwarzmarkt-Quote hoch. Schätzungsweise 66% aller Umsätze werden auf dem Schwarzmarkt erzielt.
- Frankreich: In diesem Land werden Spielern und Casino-Betreibern ebenfalls nicht allzu viele Freiheiten gelassen. Dies zeigt sich auch an der Quote der auf dem Schwarzmarkt spielenden Casinospieler. Der Anteil liegt bei 57 Prozent.
Im Gegensatz dazu haben die beiden Länder Spanien und Italien eher moderate Regeln hinsichtlich des Glücksspiels im Internet. Dies spiegelt sich in den Schwarzmarkt-Anteilen wider. In Spanien sind es 20 Prozent und in Italien 23 Prozent.
In England hat sich der auf dem Schwarzmarkt agierenden Spieler zusammen mit der Regulierung entwickelt. Anfangs waren die Lizenzbedingungen moderat und der Anteil der Spieler niedrig. Im Laufe der Zeit wurden die Vorgaben verschärft – und dementsprechend stieg auch der Umsatz, der in Casinos ohne offizielle Lizenz erzielt wurde.
Welche Gründe sind es aber genau, die Glücksspielfans dazu bewegen, den offiziell lizenzierten und regulierten Online Casinos den Rücken zu kehren?
Gründe für das Spielen am Schwarzmarkt
Grundsätzlich hat jeder Spieler individuelle Beweggründe, wenn er sich dazu entscheidet, Online Casinos zu besuchen, die keine offizielle Lizenz der Regulierungsbehörde des eigenen Landes besitzen. Dieser Thematik ist das Unternehmen PricewaterhouseCoopers International (PwC) in einer Studie auf den Grund gegangen und sich unlizenziertem Online Glücksspiel in Großbritannien gewidmet.
Dabei hat PwC die Umfragedaten unter anderem mit dem Suchvolumen der Google Keywords für den Schwarzmarkt verglichen. Obwohl diese Daten für den britischen Markt erhoben wurden, lassen sie sich auf den deutschen Glücksspielmarkt übertragen. Schauen wir uns das Ganze etwas genauer an:
- Einfache Kontoeröffnung: Online Casinos mit Lizenz aus Malta, Curaçao und Co ermöglichen eine schnelle und unkomplizierte Anmeldung, während legale Online Casinos in Deutschland gleich zu Beginn eine umfangreiche Identitätsfeststellung durchführen.
- Größere Spielauswahl: In Deutschland wurden Tisch- und Live Spiele sowie Slots mit progressiven Jackpots verboten. Viele der Spieler, die auf diese Spielangebote nicht verzichten wollen, sehen sich nach alternativen Online Casinos um.
- Höhere Einzahlungslimits: Vielen deutschen Spielern dürfte die Tatsache wenig gefallen, dass sie in sicheren Online Casinos im Monat maximal 1.000 Euro einzahlen dürfen. Theoretisch ist es möglich, dieses Limit zu erhöhen – der Prozess ist allerdings mit einigem Aufwand und einigen Hürden verbunden. Online Casinos, die in anderen EU-Ländern lizenziert wurden, legen teils überhaupt keine Einzahlungslimits fest.
- Höhere Setzlimits: Auch in puncto Einsatzlimits dürften viele Highroller eher unzufrieden sein. Pro Runde wurde in den Online Casinos in Deutschland ein Setzlimit von 1 Euro festgelegt. Wer sich für die Schwarzmarkt-Angebote entscheidet, kann deutlich mehr setzen.
- Bessere Auszahlungsquoten: Die Besteuerung der Glücksspielumsätze sorgt dafür, dass die Online Casinos die Auszahlungsquoten der angebotenen Spiele senken. Schwarzmarkt-Casinos haben meist höhere Quoten zu bieten.
- Schnelle Auszahlungen: Während sich staatlich lizenzierte Online Casinos in Deutschland und Großbritannien oftmals viel Zeit damit lassen, die Auszahlungsaufträge doppelt und dreifach zu überprüfen, stellen Schwarzmarkt-Casinos die Gewinne meist viel schneller zur Verfügung.
Die PwC Studie wurde in den Jahren 2018 und 2020 durchgeführt. Zwischen den beiden Befragungen, im Jahr 2019, erfolgte in Großbritannien eine Verschärfung der bis dato geltenden Regelungen. So wurden beispielsweise die Limits gesenkt und die Jackpot Slots verboten. Dadurch wurden bestimmte Argumente für das Spielen in Schwarzmarkt-Casinos wichtiger:
- “In Casinos mit Malta- oder Curaçao-Lizenz werden Spiele angeboten, die es in den hiesigen Online Casinos nicht gibt.”
- “Es sind Wetten und Wetteinsätze möglich, die man bei den lizenzierten Anbietern nicht tätigen kann.”
Dies zeigt, dass die Änderung der Regeln direkten Einfluss auf das Spielverhalten der Glücksspielfans hat und dass sie nach alternativen Lösungen suchen, wenn der legale Markt ihre Wünsche nicht erfüllen kann.
Die Studie hat darüber hinaus zutage gefördert, dass vor allem Spieler den Schwarzmarkt frequentieren, die gerne hohe Geldbeträge einsetzen. Sogenannte Low Stakes Spieler, also solche, die kleine Einsätze tätigen, wenden sich schon eher dem legalen Glücksspielmarkt zu.
Was lässt sich aus diesen Erkenntnissen schlussfolgern?
In Anbetracht der Informationen, die diese und andere Studien produziert haben, stellt sich die Frage, wie erfolgreich die Regulierung ist. Das erklärte oberste Ziel des Glücksspielstaatsvertrags ist es, den Spielerschutz zu erhöhen und Spielsucht einen Riegel vorzuschieben.
Durch die vielen Restriktionen und Verbote sind aber vor allem die Spielsuchtgefährdeten geneigt, sich Schwarzmarkt-Anbietern zuzuwenden, bei denen sie deutlich mehr Freiheiten haben und eine weitaus größere Spielauswahl vorfinden. Die oben genannten 38 Prozent der Schwarzmarkt-Spieler in Deutschland dürften in Realität noch höher sein. Ein weiterer Hinweis auf die gescheiterte Regulierung ist die Google Suche. Keywords, die auf den Schwarzmarkt abzielen, verzeichnen auch in Deutschland ein wachsendes Volumen.
Aus diesem Blickwinkel lässt sich die Regulierung eigentlich als gescheitert betrachten. Die Gesetzgeber scheinen längst nicht alle Spieler kanalisieren zu können, beziehungsweise zu wollen. So stellt sich natürlich auch die Frage, ob es nicht vorrangig doch nur um Steuereinnahmen geht.
Fazit: Restriktionen als Katalysator für den Schwarzmarkt
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es durchaus eine Verbindung zwischen dem Umfang der Regelungen und dem Anteil der Schwarzmarkt-Spieler gibt. In Ländern, in denen eine strenge Glücksspielregulierung gilt, gibt es eine entsprechend hohe Quote der Spieler, die sich nach Alternativen zu den lizenzierten Online Casinos umsehen.
Auf manch einen Spieler wirkt der Schwarzmarkt mit seinen hohen Casino-Limits, der größeren Spielauswahl, den höheren Boni und den attraktiveren Auszahlungsquoten sehr verlockend. Nach Schätzungen liegt der Anteil der Spieler, die in Schwarzmarkt-Casinos spielen, bei rund 38 Prozent. Es ist aber davon auszugehen, dass ihr Anteil höher ist – und auch zukünftig wachsen wird, wenn die Regierung ihre Stellschrauben nicht ein wenig lockert.
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