
Schleswig-Holstein vor dem Verkauf seiner Casinos: Doch zu welchem Preis?
- Einführung in die Verkaufspläne
- Finanzielle Hintergründe und staatliche Entscheidungen
- Bedeutung des Spielerschutzes
- Regulatorische Anpassungen und Marktstruktur
- Lehren aus anderen Bundesländern
- Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsplätze
- Divergierende politische Perspektiven
- Zukünftige Herausforderungen und Chancen
In Schleswig-Holstein stehen die Zeichen auf Veränderung: Das Land plant den Verkauf seiner staatlichen Casinos, ein Vorhaben, das seit über 15 Jahren in Diskussion ist. Diese Entscheidung könnte weitreichende Folgen haben, sowohl für die wirtschaftliche Landschaft als auch für den Spielerschutz. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Spagat zwischen wirtschaftlichen Interessen und sozialer Verantwortung gelingt.
Hintergrund der Verkaufspläne
Die vier Casinos in Schleswig-Holstein, betrieben von der Spielbank SH GmbH, sind seit langem in staatlicher Hand. Die Standorte in Kiel, Lübeck, Schenefeld und Flensburg haben sich als profitable Unternehmen erwiesen, mit jährlichen Millionengewinnen und Rücklagen von rund 42 Millionen Euro im Jahr 2023. Trotz dieser finanziellen Erfolge steht der Verkauf der Spielbanken im schwarz-grünen Koalitionsvertrag und wird aktuell vom Finanzministerium vorangetrieben.
Die Entscheidung, den Verkauf nun tatsächlich umzusetzen, wird als notwendiger Schritt zur Neuausrichtung der staatlichen Aufgaben gesehen. Ein solcher Schritt bedeutet jedoch auch, dass der Schutz der Spieler, den deutsche Casinos im vollen Umfang garantieren, in Gefahr geraten könnte.
Spielerschutz und soziale Verantwortung
Ein zentraler Aspekt in der Diskussion um den Verkauf der Casinos ist der Spielerschutz. Bisher hat Schleswig-Holstein durch die Zusammenarbeit mit der Landesstelle für Suchtfragen und die Schulung der Casino-Angestellten im Umgang mit Spielsucht einen hohen Standard gesetzt. Diese Maßnahmen wurden von allen Beteiligten positiv bewertet. Die Frage, ob ein privater Betreiber dieselbe Verpflichtung zur Suchtprävention zeigt, bleibt offen.
Kritiker befürchten, dass die Schulung der Mitarbeiter an externe Unternehmen ausgelagert wird und die Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein e.V. nicht mehr eingebunden ist, was den Spielerschutz schwächen könnte. Bei vielen in der Branche bekannten Anbietern, darunter auch 1 EUR Casinos, steht die Gewinnmaximierung oft im Vordergrund, was die Bedenken weiter verstärkt.
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Monopolstellung
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Verkauf der Casinos wurden kürzlich angepasst. Der Landtag hat das Spielbankengesetz geändert, sodass künftig nur noch eine Konzession an ein Unternehmen vergeben werden kann. Dieses Unternehmen darf dann in fünf Regionen jeweils ein Casino betreiben.
Diese Regelung soll die Monopolstellung der Casinos in Schleswig-Holstein verfestigen und verhindern, dass ein Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Betreibern entsteht. Die Landesregierung argumentiert, dass dies im Hinblick auf den Spielerschutz notwendig sei, um eine einheitliche und kontrollierte Betriebsführung zu gewährleisten.
Erfahrungen aus anderen Bundesländern
Der Blick auf andere Bundesländer zeigt, dass Casino-Verkäufe nicht ohne Risiken sind. In Nordrhein-Westfalen führte der Verkauf der landeseigenen Spielbanken an die Gauselmann Gruppe im Jahr 2021 zu Vorwürfen der Vetternwirtschaft und einer breiten Empörung in der Bevölkerung. Trotzdem konnte das Unternehmen, das heute unter dem Namen „Merkur Group“ operiert, diesen Herausforderungen standhalten. Tatsächlich gehören Merkur Spiele noch immer zu den meistgespielten Spielautomaten in Deutschland.
In Niedersachsen führten die Neuausschreibungen der Casino-Lizenzen zu langwierigen Rechtsstreitigkeiten, da mehrere Anbieter die Vergabeverfahren als unfair und undurchsichtig empfanden. In Hamburg hingegen verursachten die Neuausschreibungen betriebliche Probleme, da die Übergangsphase zwischen den alten und neuen Betreibern nicht reibungslos verlief, was zu Unterbrechungen im Casinobetrieb und Unklarheiten bei der Personalübernahme führte.
Diese Beispiele verdeutlichen die Herausforderungen, die mit einem Verkauf verbunden sein können, und die Notwendigkeit, den Prozess sorgfältig und rechtssicher zu gestalten.
Wirtschaftliche Aspekte und Beschäftigung
Die wirtschaftlichen Aspekte des Verkaufs sind ebenfalls von Bedeutung. Der Verkauf der nordrhein-westfälischen Spielbanken für 141,8 Millionen Euro zeigt das finanzielle Potenzial solcher Transaktionen.
Dennoch gibt es Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Beschäftigten. Die Gewerkschaft Verdi warnt, dass unter einem neuen, privatwirtschaftlich orientierten Eigentümer Stellenabbau drohen könnte. Insbesondere das personalintensive Tischspiel könnte reduziert werden, während der Fokus auf das Automatenspiel verstärkt würde, was weniger Arbeitskräfte erfordert.
Politische Stimmen und öffentliche Meinung
Politisch stößt der Verkauf auf unterschiedliche Meinungen. CDU-Politiker wie Ole Plambeck argumentieren, dass der Staat nicht zwingend Casinos betreiben müsse, solange die Aufsicht über den Spielbetrieb engmaschig und wirksam bleibt. Auch Vertreter der Grünen betonen die Wichtigkeit des Spielerschutzes bei einem Verkauf. Dennoch äußern Suchtexperten und Gewerkschaften ihre Bedenken und fordern, dass soziale Verantwortung und Beschäftigungsschutz nicht vernachlässigt werden dürfen.
Die öffentliche Meinung ist geteilt, wobei viele Bürger die potenziellen sozialen Auswirkungen kritisch betrachten. Entscheidend bleibt, dass wirtschaftliche Vorteile und soziale Konsequenzen sorgfältig abgewogen werden.
Zukunft der Casinos in Schleswig-Holstein
Die Zukunft der Casinos in Schleswig-Holstein bleibt ungewiss. Während der Verkauf als Möglichkeit zur Neuausrichtung und Fokussierung staatlicher Aufgaben gesehen wird, gibt es zahlreiche Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Der „Schutz der Spieler“, die „Sicherung der Arbeitsplätze“ und die „rechtliche Absicherung des Verkaufsprozesses“ sind zentrale Themen, die in den kommenden Monaten und Jahren im Fokus stehen werden.


Werde Teil der Diskussion!